OpenAI hat auf seinem Developer Day 2025 grundlegende Neuerungen vorgestellt: ChatGPT soll zur „App der Apps“ werden – eine zentrale Arbeitsplattform, in der Tools, Recherche, Kommunikation und Automatisierung ineinandergreifen. Diese Entwicklung könnte die Arbeitsweise von Immobilienmaklern ebenso verändern wie die Marktstrukturen rund um Portale, CRM-Systeme und Leadgenerierung.

1. ChatGPTs nächster Evolutionsschritt
Mit über 800 Millionen wöchentlichen Nutzern (Stand Oktober 2025) und über 4 Millionen registrierten Entwicklern ist ChatGPT längst das meistgenutzte KI-System weltweit. OpenAI öffnet die Plattform nun mit einem Apps-SDK und dem Entwickler-Tool AgentKit für Drittanbieter. Damit können Softwarepartner ihre eigenen Apps oder autonomen KI-Agenten direkt in ChatGPT integrieren.
Für Anwender bedeutet das: Ein einziger Chat kann künftig Aufgaben übernehmen, für die heute mehrere Programme nötig sind – von der Exposé-Erstellung über Zinsanalysen bis hin zu Marketingkampagnen. OpenAI positioniert ChatGPT damit als digitales Betriebssystem für Arbeit.
2. Neue Features: Pulse und Deep Research
Zwei der wichtigsten neuen Funktionen sind ChatGPT Pulse und Deep Research.
- ChatGPT Pulse liefert tagesaktuelle Informationen direkt in den Chat: Marktberichte, Zinsentwicklungen oder Nachrichten erscheinen automatisch, ohne dass der Nutzer aktiv suchen muss. Für Makler ist das ein wertvolles Werkzeug, um Marktveränderungen, Trends und Preisentwicklungen im Blick zu behalten.
- Deep Research lässt ChatGPT eigenständig im Internet recherchieren, Quellen prüfen und Inhalte zusammenfassen. Die KI arbeitet dabei wie ein digitaler Analyst, der komplexe Fragestellungen in strukturierte Antworten verwandelt – inklusive Quellenangabe. Das Feature ist vor allem für Standortanalysen, Marktvergleiche oder Investitionsrecherchen interessant.
Beide Funktionen machen ChatGPT zu einem proaktiven Informationssystem – ideal für datengetriebene Makler, die mit fundierten Einschätzungen punkten wollen.
3. Strategische Verschiebung: Von der Suchmaschine zur Antwortmaschine
Die Integration externer Apps und KI-Funktionen führt zu einer Verschiebung der digitalen Machtverhältnisse.
- Leadquelle KI statt Portal:
Wenn ChatGPT Exposés, Finanzierungsoptionen und Bewertungen direkt im Chat anzeigt, werden klassische Immobilienportale als Leadquelle an Bedeutung verlieren. Kundenkontakte entstehen künftig über KI-Systeme, nicht über Plattformen. - Neue Sichtbarkeitsregeln:
Wer als Makler in diesen Systemen sichtbar bleiben will, braucht strukturierte, maschinenlesbare Inhalte. Answer Engine Optimization (AEO) ersetzt klassische SEO-Taktiken – entscheidend sind Datenqualität, Klarheit und Kontexttiefe. - Reaktion der Portale:
Portale wie ImmoScout24 investieren bereits in eigene KI-Assistenten, um relevant zu bleiben. Die erste Suchinstanz könnte sich dennoch vom Portal zur Antwortmaschine verschieben.
4. CRM-Integration: Was geht?
Makler können ihre Software nicht eigenständig mit ChatGPT verknüpfen – das übernehmen ihre Anbieter. Beginnt damit ein neues Rennen um die beste Integration?
Der KI-Immobilien-Software-Anbieter nestermind („Mehr Leads. Weniger CRM. Mehr Zeit für Deine Kunden.“) hat bestätigt, dass er sich aktuell intensiv mit der Entwicklung einer ChatGPT-App auseinandersetzt und mit OpenAI in Kontakt steht. Damit könnten Interessenten direkt über ChatGPT Immobilien finden und maßgeschneiderte Informationen darüber erhalten, ohne den Umweg über ein Immobilienportal gehen zu müssen. Eine Anfrage würde dann von ChatGPT direkt in die Maklersoftware gesendet werden. Damit könnten Makler künftig direkt im Chat auf CRM-Daten zugreifen, Leads pflegen, Exposés generieren und Social-Media-Posts erstellen – ohne Systemwechsel.
Ob auch andere Anbieter im DACH-Markt bereits an eigenen KI-Strategien arbeiten oder Schnittstellen zu großen Sprachmodellen planen, ist uns bislang nicht bekannt.
Aber klar ist: Wer hier früh eine stabile Integration anbietet, sichert sich einen klaren Wettbewerbsvorteil – und wird zur Schaltstelle zwischen Makler und KI-Plattform.
5. Auswirkungen auf die Immobiliensuche
ChatGPT entwickelt sich zunehmend zur Schnittstelle zwischen Kunde und Markt. Über angebundene Apps kann die KI künftig auf Immobilienangebote, Zinsdaten und Standortanalysen zugreifen.
Ein Kunde muss also nicht mehr auf Portale gehen, sondern fragt direkt:
„Finde Eigentumswohnungen in Köln-Süd bis 450.000 Euro mit Balkon und Garage.“
ChatGPT ruft passende Objektdaten ab, verknüpft sie mit Karten, Finanzierungsvorschlägen und Bewertungen. Damit wird aus der Suchmaschine eine Antwortmaschine, die den kompletten Rechercheprozess abbildet.
Für Makler bedeutet das:
Sichtbarkeit entsteht über strukturierte Daten, nicht über Anzeigenplätze. Inhalte müssen semantisch aufbereitet sein – z. B. mit Schema.org-Auszeichnungen – damit sie von KIs erkannt und korrekt dargestellt werden.
6. Handlungsempfehlungen für Makler
- CRM-Roadmap prüfen: Hat Ihr Anbieter eine offene Schnittstelle oder eine geplante ChatGPT-Anbindung?
- Datenqualität verbessern: Strukturierte Exposés, saubere Metadaten und klare Beschreibungen erhöhen die KI-Sichtbarkeit.
- AEO verstehen: Inhalte so gestalten, dass ChatGPT sie versteht und verwenden kann.
- Prozesse dokumentieren: Nur standardisierte Abläufe lassen sich automatisieren.
- Pulse & Research aktiv nutzen: Marktinformationen, Trends und Preisbewegungen direkt in Beratung und Kommunikation einfließen lassen.
Fazit
OpenAI verändert mit ChatGPT die Spielregeln. Die KI wird von einem Werkzeug zu einer Plattform – von der Suchmaschine zur Antwortmaschine.
Für Makler bedeutet das: weniger Klicks, mehr Effizienz – aber auch neue Anforderungen an Daten, Prozesse und digitale Präsenz. Wer früh lernt, mit KI-Systemen zu arbeiten, gewinnt Reichweite und Unabhängigkeit – und ist der Konkurrenz immer einen Schritt voraus.
