Nicht mit allen Makler-Nachbarn ist gut Kirschen essen

Ladengeschäft angemietet, um Sichtbarkeit zu verbessern

Makler Grönke beobachtet, dass sich viele Verkäufer von den Franchisern angezogen fühlen. „Sie lassen sich von deren Bekanntheit und Außendarstellung blenden. Selten hinterfragen sie die Qualität der Dienstleistung. Stattdessen setzen sie voraus, dass ein großes Firmennetzwerk automatisch besser arbeitet, gemäß dem Motto: „Viel kann viel“.

Die neuen Wettbewerber haben ihn allerdings angespornt, ein Ladenlokal anzumieten, um seine Sichtbarkeit zu verbessern. Jetzt residiert er 50 Meter vom Von-Poll-Shop entfernt. „Ich hatte schon immer den Wunsch nach einem Geschäftslokal. Die Präsenz der beiden Wettbewerber haben meinen Entschluss beschleunigt.“

Auch im knapp 50 Kilometer entfernten Mainz vertraut Maklerin Ellen Küppers auf die Qualität ihrer Leistung, ihre Bekanntheit und Sichtbarkeit. Die Firma Küppers Immobilien, die sie seit 1987 zusammen mit ihrem Mann Frank führt, hat seit knapp 15 Jahren ein Ladenlokal in der Mainzer Innenstadt. In den Etagen darüber befinden sich ihre Büros. Ihr siebenköpfiges Team mache laut Küppers weiterhin seinen Job. Sie haben auch nicht das Werbebudget hochgefahren, als klar war, dass ein weiterer Franchiser kommt. Dieser habe sich im Übrigen kaum auf ihr Geschäft und ihren Umsatz ausgewirkt: „Die kochen auch nur mit Wasser.“

Professionell arbeitende Makler müssen sich selten Sorgen machen

Dass es viele Verkäufer und Interessenten trotzdem erst einmal zu Franchisern zieht wie die Fliegen zum Licht, ist für Makler Dieter Sieger kein Wunder. Andererseits bräuchten, laut Sieger, eingesessene Makler, die bereits auf einem hohen Niveau tätig sind, Franchiser und Maklernetzwerke kaum zu fürchten. Dies gelte insbesondere für Makler mit hoher Marktdurchdringung und guter Sichtbarkeit. Sieger weiß wovon er spricht, denn er war 30 Jahre selbst Franchisenehmer. Erst bei Aufina, später bei ERA. Seit Jahresanfang ist er ausgeschieden. Ganz will er von dem System nicht lassen und mit einer Masterlizenz des Franchisegebers Falc Immobilien ein eigenes Netzwerk aufbauen und leiten.

Eigenes Netzwerk gegründet

Maklerin Küppers und sechs Kollegen aus der Landeshauptstadt und der Region haben vor über 15 Jahren ein eigenes Netzwerk geschaffen, den „Immobilien Marktplatz Mainz“, um Gemeinschaftsgeschäfte und Kollegenkontakte zu fördern. Die gebündelten Angebote werden unter anderen in einem Ladenlokal präsentiert, dessen Miete sie gemeinsam bezahlen. Damit reagierten sie auf die Netzwerk-Wettbewerber.

Diese Arbeitsweise könnte nun auch auf Dreieich übertragen werden. Die neuen Wettbewerber gaben den Anstoß dafür, dass unabhängige Vermittler näher zusammenrücken. Drei Maklerfirmen haben sich vor einigen Wochen informell getroffen. Hauptthema war das Geschäftsgebaren der Franchise- und Netzwerkkonkurrenz. Vielleicht wird daraus auf lange Sicht ein eigenes schlagkräftiges Netzwerk wie in Mainz.

Der Autor

Bernhard HoffmannBernhard Hoffmann ist Journalist und PR-Berater und war über zehn Jahre in der Immobilienbranche als Pressesprecher tätig, bevor er sich im Sommer 2009 mit der Firma „Sprachgut – Agentur für Immobilienkommunikation“ in Köln selbstständig machte. Er ist Co-Autor des Buches „Maklerleistungen transparent“ und arbeitet als Referent zu den Themen Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Texten.

3 Kommentare zu “Nicht mit allen Makler-Nachbarn ist gut Kirschen essen

  1. Wir beschäftigen uns gerade mit diesem Thema und sind auf der Suche nach einem qualifizierten Makler für den Verkauf unseres Hauses Haben denn nicht Franchise-Makler den Vorteil eines größeren Netzwerks mit potentiell größerem Kundenstamm, insofern diese einen höheren Verkaufspreis erzielen können? Vielen Dank.

  2. Auch ich habe schon Erfahrungen mit nicht ganz sauberen Arbeitsweisen von Franchise-Maklern gemacht.
    Ich komme aus dem eher kleinen und besinnlichen Schwerte in Westfalen. Wir sind keine Weltstadt, aber trotzdem hat Engel&Völkers im letzten Jahr ein Büro hier in der Stadt eröffnet. Auf Grund des guten Rufes der Firma und da ich schon länger über meinen Hausverkauf nachgedacht habe. Stutzig bin ich geworden, als das Büro nur 3 Monate nach Eröffnung bereits über 300 4 und 5 Sterne Bewertungen auf Google hatte und die sich alle sehr ähnlich sahen. Nicht mal zwei Wochen später waren diese dann aber plötzlich wieder gelöscht!
    Scheinbar wurde hier etwas nachgeholfen.
    Letztendlich habe ich mein Haus mit einem zuverlässigen und schon lange hier ansässigen Makler verkauft. Und das nicht nur mit einem guten Gefühl, sondern auch zu einem (meiner Meinung nach) guten Preis.

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