Haus sucht Mensch

Haus sucht MenschEin Hausverkauf ist kein Roman, aber doch eine Geschichte für sich. Lesen Sie hier die Lovestory eines einsamen Hauses an der Müritz, das durch einen engagierten Hochzeitsplaner seinen neuen Liebhaber fand. Ein Happy End mit Notar.

Die folgende Geschichte ist echt, die Namen und Orte und noch ein paar Details geändert. Der Hochzeitsplaner heißt Franck Winnig und ist eigentlich Kreativkopf der Agentur DAS WEISSE BUERO, der aber drei bis viermal im Jahr selbst zum Makler wird und dann seine Werbeideen selbst einmal live erleben kann, darf und will.

Making of "Haus sucht Mensch"
Making of “Haus sucht Mensch”

Eigentümer Rüdiger Neussel: Ich bin Rheinländer, 48 Jahre alt und Lehrer. Meine zweite Frau kam aus einem Ort mit Namen Waren. Das liegt an der Müritz. Ein schöner Ort an der Mecklenburgischen Seenplatte, und so kaufte ich uns dort in der Nähe ein kleines Haus, beantragte die berufliche  Versetzung und freute mich auf eine gemeinsame Zukunft. Der Preis für das gebrauchte Fertigbauhaus schien mir damals sehr günstig zu sein, im Vergleich zu den Preisen, die ich im Westen gewohnt war, geradezu billig. Gut, es war stark sanierungsbedürftig, ein Haus aus den Siebzigern, aber nach und nach baute ich es komplett um – von Grund auf neu sozusagen.

100.000 Euro später und mit einem komplett neuen Obergeschoss samt Dach stand unserem Einzug eigentlich nichts mehr im Wege. Doch als das Haus fertig war, war es die Beziehung auch. Wir trennten uns und ich ging zurück in meine Heimat, um dort weiterzumachen, wo ich aufgehört hatte.

Diesen Artikel finden Sie in Ausgabe 77 / 2014
Diesen Artikel finden Sie in Ausgabe 77 / 2014

Die Nochfrau zieht 2008 in das Haus: Doch ganz allein ist es zu groß für sie und seit 2010 steht das Haus dann quasi leer. Jedes Wochenende bekommt es noch Besuch von seinem Besitzer, der die 680 Kilometer über die A1 in seinem blauen Passat nonstop in sieben Stunden schafft. Dann wird im Garten der Rasen gemäht, im Haus die eine oder andere Leiste geschraubt und jedes Mal verspricht Herr Neussel seinem Haus, den Keller endlich fertig zu machen. Vielleicht könne es ja doch noch einmal funktionieren, die Beziehung mit der Nochfrau. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und mit den Jahren werden die Hausbesuche immer weniger. Erst sind es drei oder vier Wochen, die bis zu Neussels Wiederkehr vergehen, dann werden es zwei und sogar drei Monate, die das Haus vergeblich wartet und sich immer einsamer fühlt. Trübe sind seine Fenster jetzt, weinende Augen, verschleiert von Tränen des Alleinseins.

Der Eigentümer: Endlich traf ich die endgültige Entscheidung das Haus zu verkaufen! Das war Sommer 2012. Ich hatte meine Ferien an die Müritz verlegt, lebte auf einem Klappsofa im Wohnzimmer. Ich mähte morgens den Rasen und werkelte im Haus herum und genoss am Nachmittag das heiße Wetter. Schön war es dort, wirklich wunderbar: die Natur, die Seen … und nach den fünf Wochen war ich endlich frei genug, dem Haus für immer Lebewohl zu sagen! Wir hatten unsere Zeit gehabt. Am 16. August, drei Tage vor meinem Ferienende, ging ich zu der Bank, die mir auch das Haus vermittelt
hatte und beauftragte eine Dame im blauen Hosenanzug und rotem Halstuch mit dem Verkauf. 230.000 Euro wollte ich für die fünf Zimmer auf den rund 160 Quadratmetern und das 900 Quadratmeter große Grundstück nicht weit vom See. Das war es doch wert. Die Frau im blauen Hosenanzug wollte es versuchen und erleichtert fuhr ich zurück in mein Zuhause in der Nähe von Bonn!

Eine Woche später: An einem Vormittag im August, ein Donnerstag, um genau zu sein, kommt die Frau von der Bank und schließt die Haustür auf. Sie trägt diesmal kein Halstuch, aber dafür eine schwarze Aktentasche aus Lederimitat, auf der vorne rot das Logo der Bank prangt. Sie kramt ein wenig
in der Tasche, entdeckt ein altes klebriges Werbebonbon, das sie gar nicht gesucht hat und findet dann endlich ihr Acht-Megapixel-Handy von Apple. Damit macht sie jetzt Fotos. Knips, knips. Und nochmal knips. Schön sind die Bilder nicht, nicht wirklich, aber man kann sie immer noch mit dem Prädikat „Ehrlichkeit“ rechtfertigen, und einen Tag später hat ImmobilienScout24 ein neues Objekt. Das Haus  wird bald nicht mehr allein sein. Hofft das Haus.

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