Es bleibt in der Familie

Neue Serie Unternehmensübergaben. Teil 1 befasst sich mit der Übergabe an Verwandte.

Jedes Jahr werden in Deutschland für etwa 70.000 kleinere und mittlere Unternehmen Nachfolger gesucht. Viele Betriebsübergaben stehen auch in der Immobilienwirtschaft an. In dieser Serie wird beleuchtet, worauf bei unterschiedlichen Übernahme-Szenarien zu achten ist – bei der Übergabe an Verwandte, an Mitarbeiter oder der Übertragung an betriebsfremde Dritte. Wie können durch Ausgliederungen beziehungsweise Zukäufe Marktanteile gewonnen oder das Unternehmen durch eine gezielte Spezialisierung ertragreicher am Markt positioniert werden?

 

Gerade in kleinen Betrieben übernehmen häufig Sohn oder Tochter das elterliche Unternehmen.

Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) werden 54 Prozent der Familienunternehmen von Nachfahren fortgeführt. Bei 17 Prozent übernehmen Mitarbeiter den Betrieb und bei 29 Prozent Externe. Studien, die sich ausschließlich mit der Nachfolge in der Immobilienbranche befassen, liegen nicht vor. Bei der familieninternen Nachfolge werden die Kinder seltener in ihre Rolle gezwungen als früher. Oft machen sie die Ausbildung bei einer anderen Firma, studieren und treten erst nach Jahren in den elterlichen Betrieb ein.

„Aus einer Vielzahl nationaler wie internationaler Studien geht jedoch hervor, dass männliche Übergeber dazu neigen, die Nach – folge einem Sohn statt einer Tochter zu übertragen“, so IfM Sprecherin Dr. Jutta Gröschl.Eva Seeber hat sich viele Jahre nicht vorstellen können, die Immobilienfirma ihres Vaters in Neuwied zu übernehmen. Zu sehr kannte sie aus ihrer Kindheit den Stress mit Bauträgern, Handwerkern und den Ärger mit Kunden. Spontane Kundenanrufe am Freitagabend und schon war die Wochenendplanung mit der Familie Makulatur. Stattdessen machte die heute 49-Jährige eine Ausbildung zur Erzieherin. Nach 19 Berufsjahren überlegte sie es sich anders: Weil sie im Kindergarten immer mehr Berichte und Studien schreiben musste und dabei die Arbeit mit den Kleinen zur kurz kam, wurde sie unzufriedener und tastete sie sich an die Firma ihres Vaters heran. Zunächst reduzierte sie ihre Arbeitsstelle, jobbte parallel im Familienbetrieb und merkte, dass es ihr Ding sein könnte. Sie hing den Erzieherinnenjob an den Nagel und machte eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau. „Es war ein komisches Gefühl, mit Ende 30 zwischen meinen Mitschülern zu sitzen, die fast 20 Jahre jünger waren. Außerdem musste ich das Lernen wieder lernen“, beschreibt sie diese Zeit.

 

Vor fünf Jahren hat sie dann die Firma, die 1964 von ihrem Vater gegründet wurde, übernommen. Ihr Vater ist noch immer im Betrieb tätig, vermittelt bundesweit Renditeobjekte und steht mit seiner Erfahrung bei Fragen zur Verfügung. Da das Unternehmen keine Bauträgergeschäfte mehr macht, sondern ausschließlich makelt, sind auch die Arbeitszeitengeregelter als früher. „Von meinem Erzieherinnenberuf kann ich meine Leistungsfähigkeit bei schnell wechselnden Aufgaben einbringen“, so Seeber. Von ihrem Vater hat sie die Fähigkeit übernommen, Netzwerke aufzubauen und zu pflegen. So ist sie beispielsweise in lokalen Wirtschaftsverbänden organisiert.
Die Übergabe lief aus ihrer Sicht reibungslos.

Rückblickend würde sie jedoch….

Hier weiterlesen im Heftarchiv Ausgabe 75 Seite 13

Ausgabe 75 Cover

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